2019: Wagner, Armin: Joseph von Ried
Wagner, Armin:
Joseph von Ried. Der Winzergeneral – Badische Weinbaugeschichte am Beispiel des Rebortes Durbach
Selbstverlag 2018.
218 Seiten.
39,00 Euro (zu beziehen über A. Wagner, Tel: 07821 5038 415; E-Mail: maxsab@gmx.com)
„Niemand vor ihm und niemand nach ihm hat jemals so viel für Durbach getan und bewirkt, wie Joseph von Ried. Ohne seinen Qualitätsweinbau und seine innige Verbindung zu Durbach wäre diese Gemeinde bis heute ein eher unscheinbares, unbedeutendes und austauschbares Weindorf in Baden geblieben.“ So beschreibt Armin Wagner den großen Sohn der Ortenau, der jahrzehntelang als Feldmarschall, General-Feldzeugmeister und Oberbefehlshaber in Diensten der Österreichischen Armee stand, aber auch ein hervorragender Landwirt und Weinbauer war und den Qualitätsweinbau mit allen Mitteln förderte.Die Familie Ried stammt aus dem Wasgau, wo ihre Herkunft bis ins frühe 12. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Im 16. Jahrhundert siedelte ein Familienstrang in das Bodenseegebiet.Bis in das Jahr 1762 kann die Familie Ried gesichert in der Ortenau zurückgeführt werden.
Joseph von Ried, geboren 1717, trat nach seiner Schulausbildung im berühmten Badischen Jesuiten-Kolleg in die Badische Armee ein. Seine Stationen werden präzise geschildert. Dank seiner Erfolge und Kenntnisse, brachte er es bis zu seinem Tod am 10.12.1779 zum General-Feldzeugmeister. In der Frauenkirche zu Günzburg wurde er beigesetzt. Ähnlich erfolgreich wie seine militärische Laufbahn ist auch seine präzise, ausführlich geschilderte politische Karriere vom Österreichischen Gesandten am Preußischen Königshof bis zum von Kaiser Josef II. ernannten bevollmächtigten Minister im Schwäbischen Kreis des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
In allen Stationen hielt mit ihm Durbacher Wein Eingang. Aufgrund der guten Qualitäten des Durbacher Klevner – mehr als 200 Jahre wurde Durbach das „Clevner-Dorf“ genannt – wurde im Jahre 1819 die komplette Ernte noch vor der Weinlese von der Markgräflichen Familie aufgekauft. Wenn auch von der Rebsorte Traminer die Rede ist, so lässt sich nicht nachweisen, dass Traminer als autochthone Rebsorte gewachsen ist. Bei der Weinbezeichnung„Traminer“ handelt es sich wie zu dieser Zeit üblich, um eine Herkunftsbezeichnung. Viele Einwanderer aus ganz Italien brachten ihre Rebstöcke mit in die neue deutsche Heimat. Nachweislich war der Durbacher Traminer bis zum Ende der 1969er-Jahre die beherrschende Weißwein-Rebsorte im Durbachtal.
Sehr breiten Raum nimmt die Beschreibung der von der Großfamilie bewirtschafteten, zum größten Teil durch Zukauf erworbenen Höfe für den Zeitraum Ende des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts ein. Es waren Bewirtschaftungseinheiten, in denen sowohl Landwirtschaft,Obstbau und Weinbau betrieben wurde, wobei der weinbauliche Anteil kontinuierlich wuchs. Ab dem 18. Jahrhundert waren fast 100 Prozentder Gemeindeflächen mit Reben und Wald bestanden.Wagner beschreibt die während dieser Jahrhunderte angepflanzten Rebsorten, wobei er sich auf Veröffentlichungen von Johannes Metzger aus dem Jahr 1827 sowie auf Erträgnislisten aus dem Archiv der Familie Neveu bezieht.
Auch die „Futterkräuter“ finden Erwähnung, da eine gute Viehhaltung als Vorbedingung für einen erfolgreichen Weinbau galt. Der Familie von Neveu gebührt das weinbaugeschichtliche Verdienst der Fortführung der Riedschen Weinbautradition bis ins 21. Jahrhundert hinein. Seit über 200 Jahren führt sie den Weinbau in der sechsten Generation fort.
Das hier vorgelegte und reich bebilderte Buch beleuchtet die Weinbau-Geschichte Durbachs und Joseph von Rieds sehr anschaulich und bietet sich auch gut als Geschenk an.
Verfasser: Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 1/2019